Mikroben als Biotop – Mikroorganismen fördern Bodenleben

Biotop im Wald

Alles Leben fußt auf einer gesunden Mikroflora

Dies erkannten schon unsere Voreltern. Bei uns in Deutschland praktizierten, forschten und publizierten Garten- und Landbaupioniere wie Raoul H. Francé, Rudolf Steiner, Ehrenfried Pfeiffer, Hans Peter Rusch, Erhard Hennig und viele andere hierzu unermüdlich.

Doch auch in Fernost, in Japan, Korea und China, beschäftigten sich die Menschen mit dem Kompostieren von organischen Abfällen und kultivierten das Fermentieren, auch von Lebensmitteln vor tausenden von Jahren.

Hierzu werden Mikroorganismen, in erster Linie Bakterien und Pilze, benötigt. Überall auf unserem Planeten finden fortwährend mikrobielle Prozesse statt. So werden organische Stoffe, meist Reststoffe, aufgeschlossen und wieder zu nützlichen Stoffen ab- und umgebaut. Im anaeroben Reifeprozess bauen bestimmte Mikroorganismen komplexe organische Moleküle in einfache organische und anorganische Substanzen ab. Diese können unmittelbar von der Pflanze aufgenommen werden. Unter Mikroorganismen, die in einem Komplex effektiv wirken können (auch als sogenannte Effektive Mikroorganismen bezeichnet), verstehen wir Bakterien, Pilze wie zuträgliche Hefen, immer in einer abgestimmten Vielzahl von Mikroorganismenarten (Stämmen), die zudem noch das gesamte Bodenleben unterstützen, das Raoul H. Francé „Edaphon“ nannte.

Den Begriff und die Anwendung von Effektiven Mikroorganismen (EM) kennen wir in Deutschland und Europa nunmehr seit über 20 Jahren. Seitdem sind von den tatsächlich ganz wenigen echten weltweiten Produzenten einige sehr gute Präparate entstanden, die als sogenannte Stammlösungen in Verbindung mit Zuckerrohrmelasse als Mikrobennahrung zur eigenen Aktivierung und einmaligen Aufvermehrung eingesetzt werden können, dennoch ist die Zusammenstellung von Stammlösungen sehr aufwendig und so gibt es in der Qualität der Zusammensetzung sehr große Unterschiede, die sich nicht nur auf die Wirkungsdauer eines fertigen Präparates auswirken kann. Eine Aufvermehrung zu Hause für den eigenen Garten kann sehr gut über Mikrobrüter vorgenommen werden.

Mikrobrüter

Dazu braucht man allerdings ein wenig Equipment, wie erstrangig einen luftdicht abschließenden, säurebeständigen Behälter, eine geeignete Wärmequelle, wie zum Beispiel ein Aquarienheizstab, einen sogenannten Gärspunt zum Ausgasen des Behälters und einen pH-Messstreifen, um den pH-Wert zu ermitteln. Auch braucht man sauberes Trinkwasser und einen Stromanschluss für den Heizstab. Wer keine Lust dazu hat oder wem es an der Zeit fehlt, kann auch über die wenigen wirklich guten Shops ein sogenanntes Fertigpräparat zum Beispiel in einem Set kaufen. Zu bemerken ist noch, dass es teilweise gravierende Qualitätsunterschiede bei den im Handel zu erwerbenden Stammlösungen gibt, denn die sogenannten Effektiven Mikroorganismen (EM) sind nicht gleich „EM“ und die Trittbrettfahrer sind hier leider sehr aktiv.

Was Mikroorganismen bei Pflanzen und im Boden bewirken

  • Sie verbessern die Bodenbeschaffenheit, indem sie die Entwicklung des Wurzelsystems stimulieren,
  • unterdrücken bodeneigene Krankheiten sowie „Schädlinge“,
  • steigern die Düngewirksamkeit von Organischen Substanzen (OS),
  • finden eine direkte Verwendung durch alle Pflanzen als „Pflanzenfutter“,
  • sind Transporteur von lebender Substanz (Rusch),
  • verbessern das Keimen, Blühen, Fruchten und Reifen der Pflanzen,
  • erhöhen ihre Fähigkeit zur Fotosynthese,
  • gewähren eine bessere Keimfähigkeit und Kräftigung der Pflanze,
  • erhöhen die Lagerfähigkeit der Ernteprodukte und
    bauen Kohlenstoff in die Böden ein; so tragen sie auch zur Klimaverbesserung bei.

Dabei werden Mikroorganismenkonzentrate mit Wasser vermischt in den Boden eingearbeitet oder au Pflanzen besprüht. Für Interessierte, aber auch für Neueinsteiger bietet unser Beitrag, Anwendung: Pflanzenpflege mit Mikroorganismen, einen Leitfaden.

Noch ein Hinweis: Gelegentlich hört man hier und da von Gartenfreunden, die Bakterien aus der Natur entnehmen und mit diesen Wild- oder Spontanfermentationen versuchen. In einzelnen Fällen kann das funktionieren und gute Ergebnisse zeitigen. Wer aber einen kontinuierlichen, gut steuerbaren Erfolg haben möchte, dem wird empfohlen, zu lebenden Bakterien- und Hefestämmen aus den selbstverständlich nicht gentechnisch veränderten Kulturen eines langjährig erfahrenen und bekannten Herstellers zurückzugreifen. Hier achte man darauf, dass der Produzent auch tatsächlich mit lebenden und nicht mit vorher tiefgefrorenen Kulturen arbeitet.

Literaturtipps

Francé, Raoul H.: Das Leben im Boden/Das Edaphon. OLV Verlag, Kevelaer,
Hennig, Erhard: Geheimnisse der fruchtbaren Böden. OLV Verlag, Kevelaer,
Higa, Teruo: Effektive Mikroorganismen. OLV Verlag, Kevelaer,
Hiriam: 4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan. OLV Verlag, Kevelaer,
Lorch, Anne: EM – Eine Chance für die Erde.  Pommeresche,
Herwig, Humussphäre – Humus, ein Stoff oder ein System? OLV Verlag, Kevelaer,
Rusch, Hans-Peter: Bodenfruchtbarkeit. OLV Verlag, Kevelaer
Zschocke, Anne-Katharina: EM

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